Walter Mixa ist nun schon seit geraumer Zeit abgesetzt. Ruhe kehrt in dieser Sache dennoch nicht ein. Halten wir fest: Kurz vor seinem Rücktrittsgesuch war massiv öffentlicher Druck ausgeübt worden auf Mixa auch von Seiten seiner Kollegen. Wie kann dies erklärt werden? Weiß der Vatikan etwa nicht selbst, wann er einen Bischof in die Schranken weisen muss oder wann ein Bischof abgesetzt werden sollte? Vermutlich schon.
Die Causa Mixa ist mittlerweile zu einem Wirrwarr von Vorwürfen geworden: Auf die Anschuldigungen, er habe Kinder Geschlagen, hatte Mixa zunächst betont, er sei reinen Herzens und hatte damit quasi alles abgestritten. Schließlich hatte er gesagt, er könne sich nicht erinnern: Ein Eingeständnis, ein Gewalttäter zu sein war dies nicht. Auch war von Mixa nicht zu vernehmen, dass er heute die Körperverletzung an Kindern zu Erziehungszwecken zur damaligen Zeit ernsthaft missbilligt. Weiter kamen die Vorwürfe der Veruntreuung hinzu, angeblich seien für das Kinderheim bestimmte Gelder für teure Antiquitäten und Wein ausgegeben worden. Schließlich kam es zu dem Vorwurf, Mixa habe ein massives Alkoholproblem. Schließlich kamen die als unberechtigt bewerteten Vorwürfe hinzu, Mixa habe selbst sexuellen Missbrauch verübt.
„Unabhängig voneinander hätten sich zwei Priester genau bezeichneten Personen offenbart und von sexuellen Übergriffen berichtet, die ihnen gegen ihren Willen, jedoch in einem Zustand emotionaler Abhängigkeit, angetan worden seien. Es sei von einer „weichen Vergewaltigung“ die Rede.“ (Die Welt, S. 4, 21.06.2010).
In den letzten Jahren hatte Mixa sich durch radikale Aussagen exponiert. Im Nachhinein fragt sich, weshalb diese Positionierungen durch seine Bischofskollegen nicht adäquat relativiert worden waren. Gab es einen Maulkorb von Seiten des Vatikans?
Für den Umstand, dass Mixa einen direkten Schutz von Seiten Ratzingers genossen hatte spricht der Umstand, dass Mixa auch nach seinem Rücktrittsgesuch Anfang Juli direkt bei Ratzinger vorgelassen werden wird, also noch unmittelbar im zeitlichen Zusammenhang mit den Skandalen. Mixa war durch Ratzinger persönlich ins Bistum Augsburg befördert worden. Warum erfolgte dies, wenn Mixa Positionen vertrat, sich mit allen Seiten anzulegen – insbesondere auch mit dem aufgeklärten Teil der Welt – während Ratzinger selbst vor seinem Pontifikat durchaus den Dialog gesucht hatte. So existiert sogar ein Buch „Gibt es Gott“, in dem Ratzinger ein Gespräch mit dem Atheisten Paolo Flores d Arcais führte. Deratrige Dinge hatten Ratzinger bei seinem Amtsantritt geradezu den Ruf eines Philosophenpapstes eingebracht.
Fakt ist, dass Mixa in ungewöhnlicher Art und Weise bei Ratzinger ein Stein im Brett hatte und dass dementsprechend zu erwarten ist, dass im Juli für Mixa eher Huldigung und Rehabilitation zu erwarten ist, notfalls durch ein Bischofsamt in Südamerika – falls sich das Gespräch bis dahin nicht auf andere Art und Weise erledigt.